Verein zur Förderung der Dorfentwicklung und -erneuerung
im Stadtteil Viesebeck e.V.
1. Vorsitzender
Thomas Tichatschek
Bergstraße 5
34466 Wolfhagen-Viesebeck
Die Wasserkunst
Schon in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts entstand in Viesebeck die erste Wasserleitungsversorgung. Von der alten Quelle zwischen der heutigen Junkerhofstraße und der Straße am Quellenhof wurde das Wasser vermutlich in ausgehöhlten Baumstämmen ins Dorf bis auf den sogenannten Schingermarket, dem Platz vor der Schule in den dortigen großen Kump geleitet. Von hier aus wurde das Wasser in vier weitere Kümpe geleitet, die sich an verschiedenen Stellen des Ortes befanden.
Ein Kump bestand aus einem ca. 200 cm x 180 cm x 80 cmtiefen Sandsteinbecken. Die Becken waren aus einem Block gehauen und hatten ein Gewicht von ca. 5 Tonnen pro Becken. Der Wassereinlauf bestand aus dem barock abgedeckten Brunnenstock. Die wassergefüllten Kümpe dienten Menschen und Tieren zur täglichen Abdeckung des Wasserbedarfs. Mühsam mußte das lebenswichtige Element von dort aus nach Hause getragen werden.
Wasserrad
In einer zweiten Stufe wurde 1911 in den Liethwiesen ein Metallschaufelrad in einem aus Sandsteinen gebauten Wasserhaus montiert. Mittels dieses Rades wurde eine doppelte Kolbenhubpumpe angetrieben, die das Wasser in den zur gleichen Zeit errichteten Hochbehälter Auf der Lieth beförderte. Das 1911 erbaute Wasserrad förderte das Wasser bis 1951 zum Hochbehälter. 1951 wurde das Wasserrad stillgelegt. Elektrische Pumpen, die direkt im Quellhaus in den Liethwiesen installiert wurden, übernahmen nun die Arbeit der Kolbenhubpumpe bis zum Jahr 1974. Seit dem ist Viesebeck an das Wassernetz der Stadt Wolfhagen angeschlossen.
Im Jahr 1992 wurde Viesebeck in der Dorferneuerungsprogramm des LandesHessen aufgenommen und somit wurde die Wiederinbetriebnahme der Viesebecker Wasserkunst beschlossen. Die Renovierung hierzu dauerte von 1998 bis 2002.
Das jetzige Wasserrad ist ein Nachbau des ursprünglichen Rades wobeidie Achse jedoch noch Original ist. Das Rad dreht sich ca. 60 – 70 mal in der Minute und hat einen Durchmesser von 4 Metern.
Früher war hier eine 2-fache Kolbenhubpumpe eingebaut. AusWartungsgründen und nicht mehr zu erwerbenden Teilen einer Kolbenhubpumpe hat man sich entschlossen, zunächst eine 5 stufige Membranpumpe einzubauen. Diese hat sich als nicht praktikabel erwiesen. Im Jahr 2020 wurde dann die heutige Kolbenpumpe eingebaut. Diese hat eine Pumpleistung von 7,5 m³ Wasser in der Stunde. Die Wasserleitung von der Pumpe zum Hochbehälter ist noch im Originalzustand, ebenso das Wasserhaus. Das Pumpenhaus wurde neu gebaut, da das Original baufällig war.
Der Hochbehälter wurde 1911 erbaut und ist noch im Originalzustand. Das Fassungsvermögen beträgt ca. 90 m³, wobei dieses in 2 Kammern zu je 45 m³ getrennt ist. Die linke Kammer diente zur Trinkwasserversorgung und die rechte als Feuerschutzkammer. Der Hochbehälter wird auch heute wieder als Wasserreservoir genutzt. Der Einlauf war so gestaltet, daß immer zuerst die rechte Kammer mit Wasser versorgt wurde. War diese gefüllt lief die linke Kammer voll. So wurde immer gewährleistet, das genug Wasser zur Brandlöschung vorhanden war. Im Falle eines Brandes mußte der Wassermeister die Leitung der Feuerkammer öffnen. Die Leiter in der linken Kammer ist die alte Schwimmbadleiter aus dem Wolfhager Freibad. Die Wasserleitungen vom Hochbehälter ins Dorf sind neu gelegt worden. Bis zum Hydrant am Saal eie 100er Leitung danach eine 50er Leitung.
Brunnen am Dorfplatz
Der Kump ist nach alten Plänen nachgebaut worden. (Der alte Kump steht unterhalb des Dorfplatzes).
Naturfels auf dem Kirchplatz
Der auf dem Kirchplatz aufgestellte Naturfels mit einer angebrachten Bronzefigur erinnert an eine biblische Erzählung:
Das Volk Israel während seiner Wüstenwanderung am Haderwasser (4.Moses 20, 2-13).
Es ist eine Geschichte, die von der Gefährdung unseres menschlichenLebens durch Wassermangel, die Gefährdung unserer Gemeinschaft durch Uneinigkeit und die Gefährdung unseres Glaubens durch unsere Zweifel erzählt. Sie berichtet aber auch von der Rettung aus diesen Gefahren durch Gottes richtendes und rettendes Handeln.
Du sollst an den Fels schlagen, so wird Wasser herauslaufen, daß dasVolk trinke … 2. Moses 17, 17.
„Wasserkump unterhalb der Kirche“ (Reservoir Feuer 1850)
Hier ist der Kump noch im Originalzustand, jedoch der Brunnenstock ist in den vergangenen Jahren abhanden gekommen. Der Brunnenstock ist nach alten Plänen nachgebaut worden.
Als letzte Station der Viesebecker Wasserkunst läuft das Wasser durcheinen kleinen Kump in den Teich des Ehepaares Degenhardt und von dort in den Bach zurück aus dem es vom Wasserrad am Anfang unseres Rundganges entnommen wurde und somit ist der Kreislauf des Wassers wieder geschlossen.
Mitder Kultur-Stiftung der Kasseler Sparkasse konnte eine Institution gewonnen werden, die dieses umfangreiche und auch kostspielige Vorhaben dankenswerter Weise maßgeblich finanziell unterstützte. Weiterhin wurde das Gesamtprojekt Viesebecker Wasserkunst unterstützt von
– dem Land Hessen mit Mitteln aus der Dorferneuerung
– der Stadt Wolfhagen
– der Stadtwerke GmbH Wolfhagen
– der Jagdgenossenschaft Viesebeck
– der ev. Kirchengemeinde Viesebeck
– den vielen aktiven Vereinsmitgliedern, die in unzähligen Stunden mit ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit dazu beigetragen haben, dass diese fast 200 Jahre alte Begebenheit wieder zum Leben erweckt werden konnte.
Aktivitäten
Die Anlagen der Wasserkunst werden regelmäßig gewartet und in Stand gehalten. Eine Führung ist nach Absprache möglich!